Metaverse gibt seit Monaten viel zu reden. Für Unternehmen stellt sich deshalb aktuell die Frage, ob sie diese neue Technik in den Arbeitsalltag integrieren sollten.
Lauthals werden Best Cases gefordert. Solange es diese nicht gibt, muss man auch nicht auf den Metaverse-Zug aufspringen. Das kann ein Ansatz sein. Firmen könnten stattdessen aber auch vorangehen und die virtuellen Räumlichkeiten beziehen. Wie immer gilt: Unternehmen, die den technologischen Wandel verpassen, geraten früher oder später häufig in Schwierigkeiten. Pioniere und Early Adapters verschaffen sich dagegen Vorteile, weil Fehler noch keine weitreichenden Folgen haben und daher zur Entwicklung genutzt werden können.
Technologische Herausforderungen
Zugegeben, die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Doch die Entwicklung braucht nicht mehr Jahre, sondern verläuft exponentiell. Laptops werden immer schneller, können grafische Herausforderungen problemlos laden und stürzen bedeutend seltener ab. Jedes neu auf den Markt gebrachte Virtual-Reality-Headset übertrumpft seine Vorgänger um ein Vielfaches: Sie werden leichter und einfacher in der Bedienung, hochaufgelöster und immersiver. Heute kostet ein Virtual-Reality-Headset noch 400 Franken, obschon das Seherlebnis nicht optimal ist und das Tragen einer virtuellen Brille nach einer Stunde unbequem wird. Bald ist jedoch damit zu rechnen, dass wir uns stundenlang relativ natürlich in der neuen virtuellen Umgebung bewegen.
Bei sich selbst beginnen
Seit Anfang Jahr nutzt Kuble virtuelle Workshopräume von Meta und Spatial für interne Meetings. 30 Prozent der Sitzungen finden bereits so statt. Einige unserer Mitarbeitenden sitzen zwar am anderen Ende der Welt, diese Distanz scheint über die virtuelle Welt im Metaverse aber wie weggewischt. Das Raumempfinden ist mit einer virtuellen Brille sehr real. Nicht nur deswegen haben wir unsere Meetings ins Digitale verschoben. Unser ganzes Team lernt so nebenbei Begriffe kennen sowie den Umgang mit Blockchain, NFTs, den Avataren, der Navigation in der Virtualität und vieles mehr. Unser Vorteil ist, experimentell, neugierig und mit Freude an diese Themen heranzugehen. Metaverse ist für uns eine Möglichkeit, diese Offenheit vorzuleben und alle Mitarbeitenden niederschwellig ins Boot zu holen.
Das HR im Metaverse
Technologischer Wandel zeigt sich auf HR-Ebene immer besonders schnell. Das wissen wir seit den Lockdowns nur all zu gut. Wo Homeoffice früher undenkbar war, ist es heute fester Bestandteil der Arbeitskultur geworden. Einige Mitarbeitende kehren überhaupt nicht mehr ins Büro zurück und Onlinemeetings sind das neue Normal. Nun geht es mit der Entwicklung zu 3D-Räumen noch weiter.
Nur: Wollen das die Mitarbeitenden überhaupt? Nicht alle. Es gibt immer solche, denen es schwerfällt, mit Veränderungen umzugehen, und die neue Technologien als Spielerei abtun. Gen Z und die nachfolgenden Generationen erwarten jedoch, dass sie in ihrer Lebenswelt abgeholt werden – und diese darf spielerisch sein. Im Metaverse können sich Arbeitgebende zeigen, wie sie sein wollen. So kann eine Sitzung spontan im Bungalow am Strand stattfinden, anderntags urban im Hochhaus. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.Bestimmt werden Unternehmen auch bald erste Jobinterviews auf Metaverse führen. Einerseits senden Arbeitgebende so das Signal, dass sie innovativ sind und neue Themen besetzen. Andererseits merken sie gleich, wie potenzielle Teammitglieder eingestellt sind – ob sie das toll oder vielleicht eher ungewohnt und mühsam finden.
Regelmässige Kundenmeetings haben wir zwar noch nicht in den virtuellen Raum verschoben, wir zeigen Kundinnen und Kunden auf Anfrage aber verschiedene Metaverses, erläutern, wie man Avatare erstellt und im Metaverse navigiert, Inhalte im virtuellen Raum präsentiert und welche Werbemöglichkeiten dort existieren.
Zudem veranstalten wir im Metaverse Decentraland in unserem virtuellen Haus auch Kundenevents. Diese reichen von «Lehrpfaden» für die Belegschaft bis hin zu Schnitzeljagden und Partys. Von uns produzierte Livestreams, also Gespräche mit mehreren Personen, können Interessierte nicht nur auf Linkedin, Youtube oder Facebook, sondern auch auf dem Metaverse Decentraland verfolgen.
Second Life für Second Life?
Im Zusammenhang mit Metaverse sind Verweise auf Second Life häufig zu hören. Insbesondere, wenn es darum geht, ein Exempel anzubringen, nicht schon wieder auf einen Hype hereinzufallen. Das Spiel dürfte vor allem den Generationen X und Y ein Begriff sein. 2003 tummelten sich Millionen Nutzende in der virtuellen Parallelwelt, suchten Anerkennung, ein Einkommen und gar ihr Liebesglück. Auch viele globale Firmen waren darin präsent. Stark gehypt, floppte es dann eher schnell. Beispielsweise wegen der eingefrorenen Ansichten aufgrund der nicht zu bewältigenden Grafikanforderungen oder Tausender inaktiver Avatare, die für eine postapokalyptische Stimmung sorgten. Damals fehlte auch die Blockchain, welche das Eigentum schützt. Es war zudem eher die Ausnahme als die Regel, dass Menschen stundenlang online waren. Doch: Auch Second Life ist ein Metaverse und somit eines der ersten, das eine grosse Bekanntheit erlangte. Und: Es kommt (vielleicht) zurück. Miterfinder Philip Rosedale hat seine Vision nicht aufgegeben. Schliesslich hat es noch Zehntausende aktive Nutzende und blickt seit seiner Gründung auf eines seiner erfolgreichsten Geschäftsjahre zurück. Es soll nun wieder wachsen und vom aktuellen Trend profitieren.
Metaverse ist gekommen, um zu bleiben. Wer den Anschluss nicht verlieren will, muss sich damit beschäftigen. Das darf Spass machen, sowohl spielerisch als auch fehlerbehaftet sein und sich entwickeln. Dann kommt der Erfolg fast von allein. Metaverse ist eine Chance, keine Bedrohung.
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«GEN Z und nachfolgende generationen erwarten, dass sie in ihren lebenswelten abgeholt werden», sagt Gustavo Salami. (Bild: iStock)
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