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So will Facebook-Chef Mark Zuckerberg das Internet überflüssig machen

by admin

Facebook soll bald nicht mehr Facebook heissen. Stattdessen plant Mark Zuckerberg eine neue virtuelle Welt, die das Internet ablösen soll. Wie geht das? Eine Reise ins Metaverse.

Facebook will mehr sein als ein Social-Media-Konzern. Deshalb will Facebook auch bald nicht mehr Facebook heissen. Nächste Woche, so hat es das US-Portal «The Verge» berichtet, wird Mark Zuckerberg den neuen Namen seiner Firma enthüllen. Facebook wird dann bloss noch eine App sein – so wie Instagram und Whatsapp auch.

Der Konzern, so ein unbestätigtes Gerücht, könnte neu «Meta» heissen. Eine Anspielung auf das «Metaverse», das Zuckerberg bauen will – eine virtuelle Welt, die einst das Internet ablösen könnte. Dafür will die Firma allein in Europa 10’000 neue Jobs schaffen.

Kritiker raunen, damit wolle Zuckerberg sein ramponiertes Image in der EU aufpolieren und von den Vorwürfen ablenken, die seit den Enthüllungen einer Whistleblowerin auf den Konzern einprasseln. Das mag eine Rolle spielen. Doch es geht dem 37-Jährigen um weit mehr, nämlich um die Realisierung seiner kühnsten Technoträume. 

Andere wollen zum Mars, Zuckerberg ins Metaversum

Sollen Elon Musk und Jeff Bezos den Mars kolonialisieren. Mark Zuckerberg hingegen will das Metaverse errichten und so als der Mann in die Geschichte eingehen, der auf der Erde eine neue Welt geschaffen hat. Was das «Metaverse» genau ist, lässt sich nicht so einfach auf den Punkt bringen.

Der Begriff stammt aus dem Roman «Snow Crash» von Neal Stephenson aus dem Jahr 1992 und meint einen virtuellen Raum, der parallel zur realen Realität existiert. Man kann darin Geschäfte machen, Grundstücke erwerben, Geld verdienen – und krumme Dinge durchziehen. Anders als bei einem Computerspiel schaut man nicht nur durch ein Bildschirmfenster in die virtuelle Welt, sondern taucht als Avatar quasi mit seinem ganzen Körper ein.

Um seiner Vision einen entscheidenden Schritt näher zu kommen hat Zuckerberg 2014 das Virtual-Reality-Start-up «Oculus» für zwei Milliarden Dollar übernommen. Wenig später war der Gründer Palmer Lucky mit einer seiner grossen schwarzen Brillen auf dem Cover des «Time Magazin» zu sehen. Daneben stand geschrieben: «Warum die virtuelle Realität die Welt verändern wird.» Es folgten euphorische Berichte. Auch diese Zeitung titelte nach einem Besuch im Silicon Valley und Gesprächen mit Gründern und Investoren:«Das Internet wird begehbar.»

Was gibt es in der virtuellen Realität? (Ausser Games und Pornos)

Seither sind sieben Jahre vergangen. Doch die Masse strömt nicht in die virtuelle Realität, wie das Zuckerberg prophezeit hatte. Das hat verschiedene Gründe: Einerseits ziehen sich Menschen ungern Datenbrillen an. Andererseits gibt es ausser für Games und Pornos wenige Gründe, warum sie das tun sollten. Auf die viel beschworene Killerapplikation, die der breiten Gesellschaft einen Mehrwert generiert, wartet man bisher vergebens. Zudem entwickelt sich die Technologie nicht so schnell, wie das Ingenieure einst geglaubt haben. Auch wenn sich viel getan hat, ist eine Cyberbrille längst nicht so einfach zu bedienen wie ein Smartphone.

Während andere Unternehmen ihre VR-Pläne entweder auf Eis gelegt oder zumindest redimensioniert haben, glaubt Zuckerberg noch immer an die virtuelle Realität. Jährlich verbrennt er Milliarden dafür – und hält so eine ganze Industrie am Leben. Keiner ist so sehr daran interessiert, dass die Welt aus dem Smartphone-Zeitalter heraustritt und eine neue Computerplattform entsteht. Denn anders als Google und Apple besteht Facebook bloss aus ein paar Apps und hat weder ein eigenes Öko- noch ein eigenes Betriebssystem.

Jüngst klang Zuckerberg aber nicht mehr ganz so euphorisch, als er von der virtuellen Realität sprach. Er begann seinen Gedanken des Metaversums neu zu formulieren: Ins Metaverse soll man nicht nur mit Cyberbrillen eintreten können, sondern auch mit herkömmlichen Endgeräten wie Smartphones. 

Was ist der unterschied zwischen dem Metaverse und «Fortnite»?

Man fragt sich: Wenn die Körperlichkeit wegfällt, was das Metaverse anderes als das Internet ist? Schon heute gibt es virtuelle Welten, in denen sich die Menschen mit ihren Avataren treffen, um zusammen zu spielen und sich zu unterhalten. Im Computerspiel «Fortnite» etwa tanzen Millionen von Avataren, wenn Stars wie Ariana Grande oder Travis Scott da für ein Konzert aufkreuzen.

Ein Unterschied liegt darin: «Fortonte», «Roblox», «Second Life», und wie die Plattformen alle heissen, sind voneinander getrennte Welten. Das Metaverse soll alle vereinen. Nutzer sollen sich mit ihrem Avatar und ihren Gütern von einem Ort zum nächsten begeben können – sie müssen sich nicht für jeden Raum eine neue Identität schaffen. So wie wir in der realen Realität mit unserem Einkaufskorb von der Migros in den Coop gehen können, in dem wir einfach die Tür nutzen.

Der Traum vom Metaverse ist älter als das Internet selber

Dass der Tech-Gigant Facebook an einer solchen virtuellen Welt arbeitet, die alle eigenständigen Plattformen in sich aufnimmt, kann einen durchaus beunruhigen. Ist das ein Angriff auf das freie Internet? Im Gegenteil meint Zuckerberg im Gespräch mit «The Verge»: Kein einzelner Konzern könne das Metaverse beherrschen. Es sei vielmehr «ein dezentral organisierter Ort, der von vielen verschiedenen Playern organisiert werde». Wie genau das gehen soll, das weiss wohl nicht einmal er selbst.

Es ist da bloss die Überzeugung, dass man – wenn man Vernetzung und Immersion konsequent weiterdenkt – einmal an diesen Punkt gelangen muss. Eigentlich existierte die Vorstellung schon, bevor es das World Wide Web gab. 1984 prägte William Gibson in seinem Roman «Neuromancer» den Begriff «Cyberspace». Später wurde er als Synonym des Internets verwendet. Bei Gibson ist der «Cyberspace» aber ein virtueller Ort, an den man mit seinem Körper eintaucht. Heute würde man sagen: ein Metaverse.

Quelle:

https://www.tagblatt.ch/leben/social-media-so-will-facebook-chef-mark-zuckerberg-das-internet-ueberfluessig-machen-ld.2204441

Foto: Zuckerberg durchquert ungesehen einen Konferenzsaal, weil alle Teilnehmer gerade in der virtuellen Welt verweilen. (2016)

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