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Das Metaversum als neuer Marketing-Schmäh – Metaverse for Learning
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Das Metaversum als neuer Marketing-Schmäh

by admin

„What if your everyday eyeglasses became the next media?“ Das ist eine Frage, die sich nicht nur Silicon-Valley-Visionäre stellen, sondern mittlerweile auch börsennotierte europäische Chip-Hersteller. Infineon hat zuletzt bekannt gegeben, gemeinsam mit dem österreichischen Startup Trilite Technologies (mehr dazu hier) an neuartigen Augmented-Reality-Brillen und Head-up-Displays zu arbeiten.

„Karten, Infotainment oder Nachrichten, die auf eine Alltagsbrille projiziert werden, leiten die Menschen zum nächsten Supermarkt oder zum Parkplatz um die Ecke. Die Einblendung wertvoller Informationen – von der Routennavigation bis hin zu Fahrerassistenzsystemen – über die gesamte Windschutzscheibe des Fahrzeugs, anstatt nur über einen kleinen Bereich vor dem Fahrer, ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Fahrsicherheit und des Komforts“, so die Vision von Infineon, nach ASML Europas größter Chiü-Konzern (Market Cap: 53 Mrd. Dollar).

Wenn nun auch Infineon auf den Zug aufspringt, dann ist klar: Da ist etwas im Busch. Doch anstatt die Schlagwörter Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) oder Mixed Reality (MR) zu verwenden, sprechen echte Visionäre heute von einem neuen alten Ding: das Metaverse. Dabei handelt es sich um eine digitale Parallelwelt, die Science-Fiction-Autoren wie Neal Stephenson („Snow Crash“, 1992), William Gibson (Neuromancer“, 1984), Tad Williams („Otherland“, 1996) oder Ernest Cline („Ready Player One“, 2011) bereits trefflich beschrieben haben und für viele die Neuerfindung des Internet ist.

Neues Leben für Second Life

Während Games wie „Second Life“ wieder im digitalen Nirvana verschwanden und VR-Brillen sich trotz Mega-Investments nich am Massenmarkt durchsetzen konnten, setzt die Industrie nun zum nächsten Anlauf an. Facebook-CEO Mark Zuckerberg versprach seinen Investoren bereits, das Social Network zum Metaversum umbauen zu wollen. Und damit meint er nicht nur eine Game-Umgebung, die man mit den VR-Headsets der Facebook-Tochter Oculus besucht, sondern ein umfassendes digitales Paralleluniversum.

„Das Metaversum ist nicht nur die virtuelle Realität. Es wird über alle unsere verschiedenen Computerplattformen zugänglich sein: VR und AR, aber auch PC, mobile Geräte und Spielkonsolen“, so Zuckerberg kürzlich in einem Interview mit The Verge.

Pokemon Go. © David Grandmougin on Unsplash
Pokemon Go. © David Grandmougin on Unsplash

Das Metaversum, wie erwähnt eine in der Scienc Fiction seit den 1980ern immer wiederkehrende Idee, ist aber nicht Zuckerbergs alleinige Vision. Auch die Game-Giganten Epic Games („Fortnite“), Roblox oder Niantic („Pokemon Go“) arbeiten in diese Richtung, genauso wie sich die US-dominierte XR Association (mit den Mitgliedern Google, Microsoft, Oculus, Sony und HTC) um Richtlinien für die AR/VR-Zukunft bemüht.

Doch wie wird das Metaverse aussehen? Wie Second Life, nur mit besserer Grafik? Wie Fortnite, nur mit weniger Kämpfen und mehr Chat? Oder eher wie die Head-up-Displays, die man schon aus dem Auto kennt, nur eben in schicken Sonnenbrillen verbaut? Das wird, wenn überhaupt, der Markt entscheiden – viel eher erscheint es realistisch, dass es mehrere Metaversen geben wird, so wie es heute verschiedene, in sich geschlossene Computerspiele, Apps und Messaging-Plattformen gibt.

Die Vermessung des Auges

Fix ist, dass es im Metaverse um Daten gehen wird. Mittels Eyetracking kann in Echtzeit erfasst werden, was wir ansehen und was nicht und sogar unsere Emotionen berechnet werden. Glasklar: Das ist das ultimative Mittel, um Werbewirksamkeit zu messen, und zwar sowohl in der virtuellen Realität als auch in der echten – denn die AR-Brille „sieht“ auch dort, wo ein Mensch gerade hinblickt. Verknüpft mit Digital Payment kann man sich schon ausmalen, wie Digital-Shopping einmal funktionieren könnte – zum Beispiel mit „Pay per Blink“.

Die drohende Übermacht von Zuckerbergs Billionen-schwerem Social-Media-Giganten im Metaverse macht einige Menschen bereits unrund. Niantic-Chef John Hanke zum Beispiel. Der hat die Pokemon-Go-Firma 2015 aus Google herausgelöst und natürlich auch Stephenson und Gibson studiert. Jetzt warnt er eindringlich: „Das Metaverse ist ein dystopischer Albtraum. Lasst uns eine bessere Realität schaffen.“ Anstatt mit VR-Headsets in den Gaming-Rausch abzudriften, solle man sich lieber der Realität widmen, die um AR-Elemente aufgefettet wird.

Warnung vor einem dystopischen Albtraum

„Für uns beginnt es mit einer Technologie, die die reale Welt (die Atome) mit der digitalen Welt (den Bits) verbindet. Man könnte es das „Metaverse der realen Welt“ nennen, um es von der virtuellen Videospielversion zu unterscheiden, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass wir es einfach als eine bessere Realität erleben werden: eine, die von Daten, Informationen, Dienstleistungen und interaktiven Kreationen durchdrungen wird“, so Hanke.

Und auch wenn Hankes Warnung ernst zu nehmen ist, so ist sie auch gleichzeitig versteckter Marketing-Gag. Denn Hanke wirbt damit eigentlich für die hauseigene Lightship-Plattform, einer Art Google Maps für AR-Anwendungen aller Art. Und auf diese sollen Entwickler künftig bauen, anstatt sich in die Fänge von Zuckerbergs Metaversum zu begeben.

Digitales Eigentum auf der Blockchain

Neben den Gaming-Riesen Epic, Niantic und Roblox auf der einen und Facebook, Google und Apple (alle sollen bald AR-Brille auf den Markt bringen) auf der anderen Seite kommt beim Metaverse übrigens noch eine dritte Kraft ins Spiel: die Blockchain. So sind mit Cryptovoxels, Somnium oder Decentraland (noch eher bescheidenere) Online-Welten entstanden, die eine ganz große Frage des Metaversums lösen wollen: der des digitalen Eigentums. So ist es etwa bei Decentraland möglich, virtuelle Grundstücke (und darauf aufbauend Häuser samt Einrichtung und Kunst an der digitalen Wand) zu kaufen und zu handeln – und die Ethereum-Blockchain sorgt dafür, dass jeder jederzeit beweisen kann, was ihm gehört.

Quelle:

von Jakob Steinschaden

Foto: Virtual Reality. © Martin Sanchez on Unsplash

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